Absolute Seltenheit brütet erfolgreich auf Flächen der Stiftung: Die Zitronenstelze

Etwa Ende Mai machte unsere Kooser Inselstation die ersten Beobachtungen zweier adulter Zitronenstelzen (Motacilla citreola).

Die Vögel wurden über einen längeren Zeitraum von unseren Naturschutzwarten futtertragend beobachtet und seit einigen Tagen können nun auch drei Küken in den Karrendorfer Wiesen beobachtet werden. Dies ist eine sehr beeindruckende Sichtung im Naturschutzgebiet, welche Ornithologen aus Nah und Fern anzieht.

Die Karrendorfer Wiesen bei Greifswald waren bis Mitte des 20.Jahrhunderts artenreiche Salzwiesen mit einem großen Vogelreichtum sowohl während der Brutzeit als auch Rastplatz während des Vogelzuges und als Winterquartier. Ähnlich wie viele Küstenüberflutungsmoore wurden auch diese Wiesen zu DDR-Zeiten eingedeicht und in intensives Saatgrasland umgewandelt – mit verheerenden Folgen vor allem für Brutvögel wie Alpenstrandläufer, Rotschenkel, Kiebitz, Bekassine, Wiesenpieper.

Anfang der 1990er Jahre ist der größte Teil der Karrendorfer Wiesen ausgedeicht und der natürlichen Überflutungsdynamik wieder ausgesetzt worden. In Kooperation mit Landwirten ist unmittelbar im Anschluss an die Ausdeichung eine naturschutzgerechte Nutzung, durch extensive Beweidung mit Rindern und gelegentlicher Mahd etabliert worden, um offenes und kurzrasiges Salzgrasland wiederherzustellen und zu erhalten. 2016 hat die Michael Succow Stiftung die Flächen und ihr Management übernommen. Sowohl die weitere Anpassung der Landnutzung als auch die Optimierung der hydrologischen Verhältnisse wird seither durch die Stiftung sichergestellt.

Inzwischen sind viele der verschwundenen Vogelarten zurückgekehrt, und das Gebiet ist wieder ein ganzjähriger „hotspot“ für Vogelbeobachter*innen. In diesem Jahr hat sich nun eine absolute Seltenheit eingestellt und erfolgreich gebrütet – die eigentlich viel weiter im Osten beheimatete Zitronenstelze. In den letzten Jahrzehnten hat die Zitronenstelze ihr Areal weit nach Westen ausgedehnt.

Erst hatten die Gebietsbetreuer*innen ein Männchen festgestellt, zu dem sich später ein Weibchen gesellte. Später sind 3 Jungvögel ausgeflogen und konnten über einen längeren Zeitraum auf Offenflächen des Schutzgebietes regelmäßig beobachtet werden.