Vogelgrippe erreicht das Küstenüberflutungsmoor
Mit Sorge hatten wir das Infektionsgeschehen unter rastenden Kranichen in Brandenburg ab Mitte Oktober beobachtet. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich fast 15.000 Kraniche im Küstenüberflutungsmoor Karrendorfer Wiesen – einer Fläche, die sich in den letzten Jahren neben den etablierten Standorten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft zu einem der wichtigsten Schlafplätze entwickelt hat. Wir befürchteten ein ähnliches Ausmaß an betroffenen Tieren – was zum Glück nicht in vollem Umfang eintrat. Trotzdem erleben wir derzeit unmittelbar die Auswirkungen des Virus auf die Rastpopulation in unserer Stiftungsfläche.
Regelmäßige Kontrollen und Bergung verendeter Tiere
Seit Ende Oktober versuchen wir durch häufige und regelmäßige Begehungen des Gebiets, alle Kadaver aus der Fläche zu bergen und einen Überblick über das Ausmaß des Infektionsgeschehens zu behalten. Bislang haben wir fast 80 tote Kraniche erfasst und – soweit möglich – geborgen. Wir hoffen, dass wir damit die Ausbreitung des Virus innerhalb des Gebiets zumindest eindämmen können.
Erste Fälle bei Seeadler und Gänsen
Sorge bereitet uns, dass wir nun erstmals auch einen toten Seeadler aufgefunden haben. Zudem könnten zwei tote Weißwangengänse darauf hinweisen, dass das Virus nach dem Abzug der meisten Kraniche nun auch andere Wasservogelarten betrifft – und damit weiterhin erhebliche Auswirkungen auf rastende und überwinternde Gänse und Enten an der Küste haben könnte.
Ungewisse Folgen für Europas Kranichpopulation
Wie sich die Infektionswelle auf die Gesamtheit der europäischen Kranichpopulation auswirken wird, können Expertinnen und Experten derzeit noch nicht absehen. Nach vorsichtigen Schätzungen ist europaweit eine hohe vierstellige Zahl betroffen. Günter Nowald, Leiter von Kranichschutz Deutschland, geht davon aus, dass es viele Jahre dauern könnte, bis sich die Kraniche von diesem katastrophalen Ereignis erholen.
Forderung nach Ursachenforschung und Früherkennung
Für eine solide Ursachenforschung – insbesondere zur Übertragung des Virus zwischen Nutz- und Wildvögeln und damit zur möglichen Früherkennung künftiger Infektionswellen – unterstützen wir die Petition des NABU Brandenburg:
>> Petition „Geflügelindustrie bedroht Kraniche!“
Weitere Informationen:
Übersichtsartikel bei RiffReporter: Kraniche sterben massenhaft durch Virus aus Geflügelzucht
