Verbände-Bündnis ruft das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zur Nachbesserung der geplanten Agroforstförderung auf

Die Agroforstwirtschaft ist bereits als großes Zukunftsthema in unserer Gesellschaft angekommen. Auch die Michael Succow Stiftung ist Mitzeichner der gemeinsamen Stellungnahme.

Angesichts der großen Probleme und Herausforderungen unserer heutigen Zeit, bedingt durch den Klimawandel, zunehmende Extremwetterereignisse, gravierende Biodiversitätsverluste, Erosion und Bodendegradation, Stoffausträge sowie das weiter voranschreitende Höfesterben, erscheint ein grundlegender Systemwandel nötig. Volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe sind für Deutschland sonst immer häufiger die Folge und werden somit zu einer zunehmenden Belastung für die gesamte Gesellschaft.

Die Landwirtschaft nimmt hier eine Schlüsselrolle ein. Landwirt*innen müssen sich an den Klimawandel anpassen, um die Ernte von morgen zu sichern und tragfähige Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Gleichzeitig steht die Branche zunehmend in der Verantwortung, essentielle Schutzgüter wie Wasser, Boden, Biodiversität und Klima im Sinne künftiger Generationen zu bewirtschaften und zu bewahren.

Die Agroforstwirtschaft mit ihrer Gestaltungs- und Strukturvielfalt stellt in diesem Zusammenhang einen nachhaltigen und wirksamen Lösungsansatz dar: Agroforstsysteme binden Kohlenstoff, wirken sich kühlend auf das Mikroklima aus, verhindern Bodenerosion und Nährstoffauswaschung, verbessern die Wasserhaltefähigkeit des Bodens und dienen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Zugleich produzieren sie Nahrungsmittel und Werkstoffe und bieten Landwirt*innen somit Wertschöpfungsmöglichkeiten und ökonomische Perspektiven, indem Produktionsrisiken gestreut werden und die Produktivität und Produktvielfalt zunimmt.

Auch der Stifter der Michael Succow Stiftung Prof. em. Dr. Michael Succow betont die Notwendigkeit von Agroforst:

„Schon zu DDR-Zeiten begann die Ausräumung der Kulturlandschaft, um die agrarindustrielle Produktionsweise zu ermöglichen - das wurde in den letzten Jahrzehnten noch mehr vorangetrieben. Im Osten Deutschlands sind heute die Feldfluren ganzer Dorfgemarkungen ohne Baum und Strauch, Kleingewässer vertrocknen. Gerade in Zeiten des menschengemachten Klimawandels ist es unabdingbar, wieder Gehölze in die Felder zu bringen - Agroforst würde gleichzeitig das Landschaftsbild unserer historisch gewachsenen Kulturlandschaft wieder bereichern, wichtige klimatische Funktionen erfüllen und die Artenvielfalt fördern, weil Insekten und Vögel damit wieder Lebensraum haben!" 

Landwirt*innen brauchen also die Möglichkeit, eine große Vielfalt an Agroforstsystemen etablieren zu können. Dies muss sich auch in der Förderung widerspiegeln.

Neben verschiedenen namhaften Verbänden, Stiftungen und Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Ökolandbau, Klima- und Naturschutz haben sich über die Verbändeplattform hinaus ebenfalls weitere zivilgesellschaftliche Akteure wie z. B. Ernährungsräte an der gemeinsamen Stellungnahme beteiligt. Die Agroforstwirtschaft ist bereits als großes Zukunftsthema in unserer Gesellschaft angekommen. Auch die Michael Succow Stiftung ist Mitzeichner der gemeinsamen Stellungnahme des Verbände-Bündnisses.

Das Verbände-Bündnis begrüßt ausdrücklich die Einrichtung einer bundesweiten Agroforstförderung in der ersten Säule. Doch in dem nun veröffentlichten Entwurf zur GAP-Direktzahlungen- Verordnung (GAPDZV) befinden sich noch einige erhebliche Schwachstellen, die dem Ziel einer nachhaltigen und vielfältigen Agroforstkultur z. T. entgegenstehen. Folgende Punkte halten wir hierbei für besonders kritikwürdig und fordern vom BMEL daher deutliche Nachbesserungen ein.

Die Kernforderungen des Bündnisses sind:

1. Keine Festlegung auf eine vorrangige Wert- und Energienutzung, sondern alle Nutzungsoptionen im Rahmen einer künftigen Agroforstwirtschaft zulassen und fördern (inkl. Nahrungsmittelerzeugung).

2. Die vorgesehene Prämienhöhe von 60 Euro je Hektar Gehölzfläche ist viel zu niedrig. Die Förderung muss deutlich erhöht werden, um Landwirt*innen den nötigen Motivationsanreiz zu bieten.

3. Es sollte ein mehrstufiger Fördergrundsatz eingeführt werden, der einen zusätzlichen Förderanreiz für Agroforstsysteme mit einer größeren Gehölzarten- und Strukturvielfalt bereitstellt, da diese kostenintensiver in der Pflege und Bewirtschaftung sind und zugleich einen großen Mehrwert für die biologische Vielfalt darstellen.

4. Implementierung eines bundesweiten Investitionsförderprogramms für die Neuanlage von Agroforstsystemen, damit Agroforstsysteme umfassend und deutschlandweit gefördert werden können, in Ergänzung zur GAK-Förderung.

Agroforstförderung Stellungnahme

Pressemitteilung Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)